Habt Ihr schon mal im Winter bei klirrendem Frost auf dem Markt Brot verkauft? Nein? Aber gekauft? Ja? Na, dann wisst Ihr ja, dass das Brot irgendwann durchgefroren ist und man dann kein halbes Brot mehr kaufen kann weil man gefrorenes Brot nicht durchschneiden kann. Macht nichts, denn die Verkäuferin kennt Eure Einkaufsgewohnheiten und hat das Brot schon durchgeschnitten, bevor es durchfror. Also alles im grünen Bereich? Könnte man meinen, doch die Sache hat einen Haken, denn auch die Verkäuferin ist durchgefroren. Macht nichts, Ihr wolltet sowieso keine halbe Verkäuferin? Als Mann könnte man sich auf diesen Standpunkt stellen, doch es gibt ja noch die holde Weiblichkeit. Und damit die nicht vollends durchfriert braucht es in so einer Situation eben wohltemperiertes Wasser. Denn kalte Hände mit kaltem Wasser waschen geht gar nicht. Da wird die Verkäuferin dann krank und kann kein Brot mehr verkaufen. War alles jahrzehntelang auch kein Ding, denn in der Markttoilette gibt es ja fließend Warmwasser. Nur ein Problem gab‘s dann doch, denn die Markttoilette ist gar keine Markttoilette. Sie steht zwar auf dem Markt und alle dachten sie gehöre dazu, das stimmt aber nicht, sie gehört wem anders. Das hat dann jemand bemerkt und schwupsdiwups war die Toilette zu. Die mit dem warmen Wasser. Das brachte dann das Fass zum Überlaufen. In dem Fass war schon allerhand drin, und am Ende ist es tatsächlich ein einziger Tropfen der so ein Fass zum Überlaufen bringt, und der letzte Tropfen muss nicht mal warm sein. Die Verkäuferin wird ihren Marktstand nun schließen. Am 10. Juni verkauft sie zum letzten Mal. Ende. Aus. Das war‘s dann. Na ja, dann geht’s zukünftig schneller, könnte Mancheiner sagen. Nein, nicht weil dann das Brotkaufen entfällt, nur weil man dann nicht mehr so lange darauf warten muss. Nein, man wartet nicht, weil das Verkaufen lange dauert, nein, das ist es nicht, es sind vielmehr die Gespräche. Die denen man lauscht und solche die man führt. Spätestens wenn das Brot bezahlt ist, weiß man was östlich des Rio Pecos lost ist. Da geht es nämlich nicht nur um Dinkel. Tatsächlich ist der Brotstand das Herz Ökomarktes. Aber warum ist er das? Liegt es am Kaffee und an den Brötchen die auch die anderen Standbetreiber zu früher Stund zu Laune kommen lassen? Nein, sicher nicht. Am Honig, der dort auch verkauft wird? Nein, Honig gibt es auch anderswo. Am Marktstand der bei kräftigem Wind schon mal gerne abhebt? Vielleicht ein wenig. Am Auto das bei glatter Fahrbahn schon mal gerne wegrutsch? Nein, daran liegt es ganz bestimmt nicht. Liegt es am Kopf der Verkäuferin der mangels Rechenfähigkeit bei komplizierten Einkäufen dann schon mal lieber schätzt als addiert? Vielleicht hat es etwas damit zu tun. Niemand weiß, woran es eigentlich liegt. Wir, also die Kunden sind ja normalerweise nur wegen unserer Geldbörse geschätzt. Doch am Brotstand haben wir immer mehr mitgenommen als einfach nur Brot.